Das LNG-Fährschiff „Richmond“

Das Fährschiff „Richmond“

Ein solches Schiff gab es auf dem Bodensee noch nicht:
Bei unserem neuen Fährschiff „Richmond“ handelt es sich um eines der ersten Binnenfahrgastschiffe in Europa, das von schnelllaufenden reinen Gasmotoren angetrieben wird. Das Fährschiff kann durch Befüllung mit Bio-LNG weitgehend treibhausgasneutral betrieben werden. Es ist nahezu baugleich mit dem derzeit neuesten Fährschiff Lodi und bietet somit Platz für 64 PKW und 700 Passagiere.

Seit Oktober 2023 fährt das Schiff auf der Strecke zwischen Konstanz/Staad und Meersburg. In den Galerien sehen Sie Eindrücke vom Tag der Inbetriebnahme, der Fährtaufe im Juni 2023 und weitere Detailaufnahmen des neuen Fährschiffes.

Logo der Bundesregierung: Gefördert durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Förderung durch die Bundesregierung

Das Projekt zum Bau einer LNG Fähre am Bodensee (AZ 3551.2./4) wird im Rahmen der Umsetzung der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung (MKS) mit insgesamt 1.777.071,40 Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Die Fördermaßnahme wird von der NOW GmbH koordiniert.

Meilensteine

Bis 2021 – Die Hamburger Werft Pella Sietas fertigt das neue Fährschiff in Sektionen vor. Unter anderem aufgrund der Corona-Pandemie verzögern sich die Arbeiten. Im Sommer 2021 meldet die Werft Insolvenz an. Daraufhin ruhen die Arbeiten – der Bau verzögert sich.

März 2022 – Die Stadtwerke Konstanz bauen das Schiff in Eigenregie und mit Unterstützung durch das Ingenieurbüro Technolog Services GmbH fertig. Es sind noch diverse Arbeiten am Stahlbau fertigzustellen, danach wird mit der Schiffsausrüstung und Anlagentechnik begonnen.

September 2022 – Die erste Hochzeit findet statt: So bezeichnet man in der Fachsprache den Einbau des Motors.

Oktober 2022 – Der acht Meter hohe Ventilationsmast wird auf das Dach des neuen Fährschiffs montiert. Er ist Teil des Sicherheitssystems. Außerdem wird auch der zweite Antriebsstrang inklusive dem zweiten Motor eingebaut. Der Innenausbau geht voran.

Frühjahr 2023 – Das neue Fährschiff wird fertig gebaut. Die sogenannte Erstbebunkerung, also die erste Betankung mit LNG, findet statt. Einzelne Systeme werden in Betrieb genommen.

17. Juni 2023 – Das neue Fährschiff wurde auf den Namen „Richmond“ getauft. Namensgeberin ist die Partnerstadt Richmond upon Thames der Stadt Konstanz. Im Anschluss an die Taufe finden Probefahrten statt. 

4. Oktober 2023 – Die Fähre „Richmond“ nimmt ihren Dienst auf der Strecke Konstanz-Meersburg auf.

Eckdaten zur LNG-Fähre FS "Richmond"

  • Länge: 82,5 Meter

  • Breite: 13,4 Meter

  • Gewicht: ca. 840 Tonnen

  • Fahrgäste: 700 Personen

  • Fahrzeuge: 64 PKW

  • Tragfähigkeit: 400 Tonnen

  • Motoren: zwei 8-Zylinder-Gasmotoren von Rolls-Royce Power Systems (mtu)

  • Leistung pro Motor: 746 Kilowatt

So funktioniert die neue LNG-Fähre

Von Fußach nach Konstanz

Einfahrt in den Heimathafen Konstanz

Gut für die Umwelt

Alle sechs Fähren der Stadtwerke Konstanz sind mit modernen, kraftstoffsparenden und emissionsarmen Motoren von mtu (Rolls-Royce Power Systems) ausgestattet. Damit unterbieten sie alle Grenzwerte der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung bereits jetzt.

Jede Fahrt mit der Fähre vermeidet rund 60 Straßenkilometer je Fahrzeug. Die Fähr-Überfahrt lohnt sich bereits, wenn 10 PKW an Bord sind. Dann sind die von der Fähre ausgestoßenen Emissionen geringer, als diejenigen, die bei der Umfahrung von den Autos ausgestoßen würden.

Jährlich werden durch die Nutzung der Fähre von 1,61 Millionen PKW (2019) rund 23.500 Tonnen Emissionen und 86 Millionen Fahrzeugkilometer eingespart.

Mit dem Einsatz des Fährschiffs „Richmond“ wird die Kapazität erhöht: Somit müssen weniger Fähren außerplanmäßig eingesetzt werden, was der Umwelt zugutekommt.

Häufige Fragen

Das verflüssigte Gas fließt zunächst aus dem Vorratstank in den GPU (=Gas Processing Unit), wo es wieder in einen gasförmigen Zustand gebracht wird. Danach fließt es in den Motor, der den Voith-Schneider-Propeller und den Wellengenerator („Dynamo“) antreibt. Der Wellengenerator liefert den Strom für das Bordnetz.

Bei den Motoren handelt es sich um zwei 8-Zylinder-Motoren der Baureihe 4.000 von mtu (Rolls-Royce Power Systems). Gemeinsam erbringen sie eine Leistung von ca. 1.500 Kilowatt. Der Gasmotor stößt im Vergleich zu einem Dieselmotor weniger schädliche Emissionen aus. Der Motor kann auch mit Bio-LNG angetrieben werden.

Nach derzeitigem Stand wird das LNG von einem der großen LNG-Terminals bezogen werden. Es ist aber Ziel der Stadtwerke, dass Bio-LNG eingesetzt wird. Aufgrund der Energiewende werden sich lokale Anbieter am Markt beteiligen, die zu interessanten Lieferanten werden können. Sicher ist, dass Biomethan ein wichtiger Energieträger der Zukunft werden wird.

Bei Einsatz von herkömmlichem LNG hat das Fährschiff bereits eine besser Umweltbilanz als ein vergleichbares mit Diesel angetriebenes Schiff: 100% weniger Schwefeloxide (SOx) und Feinstaub (PM) sowie 82 % weniger Stickoxide (NOx).

Wenn das neue Fährschiff mit Bio-LNG betankt wird, ist der Antrieb CO2-neutral. Aktuell sind die Stadtwerke dabei, den Markt für abfallstämmiges Bio-LNG zu sondieren und es finden erste Gespräche statt.

Der komplette Gasstrang und die Maschinenanlage, also alles, was mit LNG zu tun hat, wird nach dem IGF-Code ausgeführt. Das ist der internationale Standard der IMO (International Maritime Organization). Dies wird von einer Klassifikationsgesellschaft geprüft und letztendlich vom Schifffahrtsamt Konstanz freigegeben.

Ferner wurde die Bauwerft von Experten beraten, die eine hohe Kompetenz im Bau von gasgetriebenen Schiffen und der Gaslagerung haben. Nach Insolvenz der ursprünglich beauftragten Werft führt der Ingenieursdienstleister Technolog Services GmbH u.a. dieses Thema weiter. Technolog hat ebenfalls bereits einige LNG-Projekte realisiert.

So sind alle gasführenden Verrohrungen doppelwandig ausgeführt und alle paar Meter mit Gasschnüfflern ausgelegt, die im Fall einer Leckage einen Alarm auslösen würden. Der Motor selbst ist gassicher ausgeführt.