So wird ein E-Auto zum rollenden Stromspeicher

Elektroautos sind eine saubere Sache. Mit echtem Ökostrom geladen, sind sie ein wahrer Mehrwert für unser Klima und die Verkehrswende.

Wer besonders nachhaltig und auch noch kosteneffizient unterwegs sein möchte, lädt den Akku seines E-Autos mit eigens auf dem Dach produzierten Sonnenstrom. Dabei profitieren E-Mobilistinnen und -Mobilisten aber nicht nur von 100 Prozent klimaneutralem, dezentral erzeugtem und günstigem Sonnenstrom, sie können ihr Elektrofahrzeug ganz nebenbei auch noch als effizienten Stromspeicher nutzen. 

Ein junges Paar steht an einer Ladestation für Elektroautos und der Mann schließt lächelnd das Kabel an das Auto an.
Bild: Stadtwerke Konstanz

PV-Strom im E-Auto speichern

Lange galt die fehlende Reichweite als der große Nachteil von E-Fahrzeugen. Zwischenzeitlich beschäftigen sich immer mehr Menschen mit der elektrischen Alternative zum Verbrenner und stellen fest, dass sie zumeist nur wenige Kilometer mit ihrem Auto zurücklegen. Nahezu den gesamten Tag steht der eigene PKW hingegen ungenutzt herum. 

Warum sollte die geladene Batterie des E-Autos also nicht als praktischer Stromspeicher eingesetzt werden? So kann günstiger und umweltfreundlicher PV-Strom nicht nur für die nächste Fahrt mit dem Elektroauto genutzt werden, sondern auch um den eigenen Haushalt noch kostengünstiger und effizienter mit Ökostrom vom Hausdach zu versorgen.

Das macht durchaus Sinn, denn Strom aus dem Netz kostet schon heute dreimal mehr, als Ihnen für die Einspeisung des PV-Stroms ins öffentliche Netz bezahlt wird. Und ein Ende der Preisspirale ist noch lange nicht in Sicht.

Da lohnt es sich zunehmend, den Solarstrom gar nicht erst  einzuspeisen, sondern ihn besser gleich selbst zu verbrauchen. Oder eben zu speichern, um ihn zu einem späteren Zeitpunkt zu nutzen.  

Illustration einer offenen Handfläche mit einer Pflanze und leuchtenden Glühbirne

E-Auto als Stromspeicher: Die Vorteile

  • Eigenverbrauch von PV-Strom lohnt sich aufgrund steigender Strompreise zunehmend
  • E-Auto liefert günstigen Strom, auch wenn die Sonne nicht scheint 
  • Wirtschaftlichkeit von PV-Anlagen bleibt auch bei geringeren Einspeisevergütungen gut

Bidirektionales Laden erforderlich

Damit der Akku des Elektrofahrzeugs nicht nur Strom aus der Wallbox laden, sondern diesen auch wieder ans Netz abgeben kann, ist bidirektionales Laden notwendig. Das wird oftmals auch als Vehicle-to-Grid (V2G) oder Vehicle-to-Home (V2H) bezeichnet.

Beim bidirektionalen Laden wird Wechselstrom (AC) aus dem Stromnetz in Gleichstrom (DC) umgewandelt. Das ist erforderlich, da die Batterie des Elektroautos nur mit Gleichstrom funktionieren und betrieben werden kann.

Auf Auto, Kabel und Wallbox kommt es an

Noch kann längst nicht jedes Elektroauto als Stromspeicher genutzt werden. Im Gegenteil. Die meisten Fahrzeuge sind nicht mit bidirektional ladefähigen Batterien ausgestattet. Die Technik der Hersteller*innen entwickelt sich aber rasant. 

Wer sein Fahrzeug später auch als Stromspeicher nutzen möchte, sollte bereits beim Kauf auf die technischen Gegebenheiten achten. Vor allem bei den japanischen Herstellern und bei Tesla werden derzeit V2G- oder V2H-fähige Akkus verbaut. Die Fahrzeuge verfügen über einen sogenannten CHAdeMO-Anschluss, der die Datenkommunikation zwischen Ladeinfrastruktur und E-Auto unterstützt und Befehle liefert, wann und wie viel Energie dem Auto entzogen oder geliefert wird. 

Neben einem entsprechend ausgerüsteten Fahrzeug muss auch die Wallbox, mit der über die Photovoltaikanlage Strom ins Auto geladen wird, entsprechende Technik in sich tragen. DC-Charger sind unerlässlich. Sie sind teurer als die klassischen für den Privatgebrauch angebotenen Ladeboxen, aber für das bidirektionale Laden erforderlich. Darüber hinaus können sie das E-Fahrzeug mit teilweise über 22 kW, also deutlich rascher als mit klassischer AC-Wallbox, laden. 

Zuletzt ist es noch wesentlich, dass E-Auto, Wallbox und Ladekabel Smart-Grid-Technik verbaut haben. Nur so können alle Komponenten einheitlich miteinander kommunizieren und sinnvoll zusammenarbeiten.

Diese Fahrzeuge können bidirektional laden

  • Mitsubishi i-MiEV
  • Mitsubishi Outlander
  • Nissan Leaf
  • Nissan e-NV200

Zusätzlich soll die Modellreihe ID von Volkswagen künftig bidirektional laden können und nach einem Update auch alle Bestandsmodelle mit der 77 kWh-Batterie. 

Übersicht von DC-Ladeboxen für den privaten Gebrauch

Hersteller

Modell

max.
Ladeleistung

Listenpreis  in € (brutto)

ABB

DC Wallbox

22 kW

ab 8.499

ChargelT mobility

Essential Wallbox

11 kW

auf Anfrage

Delta Electronics

DC Wallbox

25 kW

auf Anfrage

Designwerk GmbH

DC Wandladestation WDC22

22 kW

ab 18.500

ecotap

DC 15

15 kW

ab 9.499

Entratek

Power Capsule

22 kW

ab 8.925

IES Synergy

Keywatt DC-Wallbox

24 kW

ab 12.500

Wallbe

PowerBooster

25 kW

auf Anfrage

Wallbox

Quassar

7,4 kW

ab 5.300

Quelle: einfacheauto.de / Stand: 22.04.2022

Fazit

Wer eine eigene PV-Anlage auf dem Hausdach hat oder plant, kann sein E-Auto als rollenden Stromspeicher nutzen. 

Allerdings sind hierfür an Auto und Wallbox technische Gegebenheiten vorzuhalten, die heute noch selten am Markt verfügbar und deutlich teurer als die Standardlösungen sind.

Allerdings ist, vor allem was die Ladeboxen angeht, mit schnellen Innovationen zu rechnen. So hat beispielsweise VW angekündigt, 2022/23 eigene DC-Ladestationen für den privaten Gebrauch auf den Markt zu bringen. Die Branche rechnet mit Einstiegspreisen im niedrigen vierstelligen Preissegment.